Karben. Umfangreiche Pflanzarbeiten laufen an den Ufern der Nidda zwischen dem Karbener Rathaus und den KSV-Sportplätzen in Klein-Karben. Sie sind der Abschluss der jahrelangen Renaturierungsarbeiten. Der Fluss hat nun ein ganz anderes Gesicht.
In diesen Tagen sind bei schönstem Frühsommerwetter zahlreiche Radfahrer und Spaziergänger an der Nidda unterwegs. Viele halten inne und schauen sich den Fluss und seine Ufer an. An manchen Stellen sieht es noch ein wenig nach Baustelle aus, an anderen Stellen sprießt bereits üppiges Grün. Jetzt sieht man die Ergebnisse der Arbeiten zur Renaturierung des Flusses.
Im Karbener Stadtzentrum wird die Renaturierung besonders sichtbar. In der Mitte des Flusses gibt es kleine Steinaufschüttungen, das Ufer ist stellenweise abgeflacht, und einige Buhnen ragen ins Wasser hinein. Wer genau hinschaut, bemerkt einige kleinere Strömungen, aber auch ganz ruhige Gewässerbereiche. Der Fluss ist hier genau so, wie ihn Experten geplant haben. Denn aus dem monotonen kanalartigen Verlauf früherer Jahrzehnte ist ein abwechslungsreicher Fluss geworden. Er bietet dem Betrachter schöne Anblicke und den Bewohnern des Gewässers viele Möglichkeiten zum Laichen.
Als Ende Juni vergangenen Jahres der rund 1,5 Kilometer lange Abschnitt der renaturierten Nidda offiziell eingeweiht wurde, war die Freude allenthalben groß. Das Projekt erhielt viel Lob.
Die Fluss-Renaturierung war gerade im Innenstadtbereich eine sehr komplizierte Angelegenheit. Der Zeitaufwand sei beträchtlich gewesen, resümiert das Stadtoberhaupt Guido Rahn anlässlich der laufenden Anpflanzungen. Schon im Jahr 2011, also vor rund neun Jahren, habe es erste Planungen gegeben. Anwohnergespräche, Behördentermine, Genehmigung, Zuschussbewilligung – das habe schon gut sechs Jahre gedauert; dann noch gute zwei Jahre die Umsetzung.
Problematisch schien vor allem, dass entlang des früheren Flusses zahlreiche Kabel und Kanäle verliefen. Es mussten etliche Beteiligte zusammenwirken, um zu erreichen, dass die Versorgungsleitungen beispielsweise von Telekom, Ovag und Hassia ausgegraben und neu verlegt wurden. Denn von Anfang an sahen die Pläne vor, dass der Fluss mehr Platz bekommen würde. Statt eines geraden Verlauf sollte die Nidda mäandrieren, also sich in Kurven schlängeln.
Ein solchermaßen verlaufender Fluss tritt bei Starkregen nicht so schnell über die Ufer. So ist die Nidda jetzt zwischen 50 und 120 Meter breit. Dann wurde jede Menge Erde bewegt, die Ufer wurden abgeflacht, Steinzonen und Flachwasserzonen geschaffen. Zudem wurde hinter dem Rathaus ein terrassenförmiger Platz angelegt.
Viele neue Büsche
Die finalen Arbeiten finden in diesen Tagen statt. Denn umfangreiche Neuanpflanzungen gehören zum Konzept der rund 3,5 Millionen Euro teuren Renaturierung. Insgesamt 131 Bäume pflanzen die Mitarbeiter der Firma Immo Herbst seit Dienstag nach Ostern. Zwischen Rathaus und ASB-Altenzentrum sind die ersten Ergebnisse schon zu sehen. Das Team arbeitet sich nach und nach weiter in Richtung der Sportplätze vor. Die Stadt hatte die Standorte für die Bäume festgelegt.
Nach einem dreiteiligen Pflanzplan kommen jetzt verschiedenartige heimische Baumarten in die Erde. Dazu zählen etwa Rotbuche, Rosskastanie, Bergulme, Walnussbäume, Trauerweiden, Stieleiche, jede Menge Winterlinden, Speierling, Rotahorn, Platanen, Feldahorn, Spitzahorn, Flatterulme und viele Arten mehr. Eine abwechslungsreiche Vegetation dürfte hier entstehen.
Außer den Bäumen kommen noch nach Angaben Rahns rund 2000 Quadratmeter an Büschen hinzu. Zwischen 65 000 und 70 000 Euro beträgt die Summe für diese aktuellen Anpflanzungen. Das Stadtoberhaupt stellt zu all dem zufrieden fest: »Alles in allem ein Projekt, bei dem die ganze Arbeit am Ende auch viele Kritiker überzeugt hat – das Ergebnis ist jetzt schon gelungen.«