Bad Vilbel. Mitten im alten Ortskern von Massenheim liegt die Kelterei und Gaststätte „Knoche“. Hier wird seit 125 Jahren Gästen aus Wetterauer Äpfeln selbst gekelterter Apfelwein, das „beste Stöffche der Welt“, aus blauweißen Bembeln ins Gerippte eingeschenkt. Dazu serviert werden in der Gaststube, im historischen Fachwerkhaus aus dem frühen 17. Jahrhundert, hessische Spezialitäten und deftige Hausmannskost.
Eröffnet wurde die traditionelle Gaststätte in der Rathausstraße 4 am 27. Dezember 1884 von Valentin Georg Jacobi unter dem Namen „Zur Jägersruh“. Nach jeder Treibjagd im Herbst trafen sich hier die Jäger zu ihrem „Schüsseltreiben“ genannten Festessen. Jacobis Schwiegersohn, Philipp Hinkel, übernahm 1914 die Wirtschaft mit Kegelbahn. Dort wo früher im Freien Schoppe gepetzt wurden, steht heute das Kelterhaus.
Wie der frühere Massenheimer Lehrer und Lokalhistoriker Walter Heil recherchierte, überpinselten einst zwei „böse“ Buben in einer dunklen Nacht das Kneipenschild „Zur Jägersruh“ mit dem Uz-Namen des kauzigen Wirtes „Zum Knoche“. Als dieser die Bescherung sah, tobte er und erstattete beim Dorfpolizist Grünhaupt Anzeige. Die Ermittlungen verliefen jedoch im Sand. 1953 übergab Philipp Hinkel das Unternehmen an seinen Enkel Helmut Meier. Der junge Wirt bewies Humor und hängte vor dem Tresen in der Gaststube einen Rinderknochen auf. Heute ziert dieser die Gaststube und ein weiterer das Innere des Fichtenkränzchens am Toreingang. Aus dem früheren Uz-Namen wurde das bis heute gültige Markenzeichen und der Name der urigen Gaststätte. Helmut Meier kelterte sein Stöffche selbst. Die alte Handkelter wurde erst durch eine vollautomatische Presse ersetzt.
Von 1987 bis 1993 wurde der „Knoche“ von Willi und Marion Meier, geborene Welsch, geführt. Nach dem tragischen Motorradunfall ihres Mannes führte die Witwe das Traditionslokal ein Jahr allein weiter, bevor sie es 1994 an den Sachsenhäuser Wirt Manfred Wenzel verpachtete.
Seit dem 3. April dieses Jahres steht mit Marius Meier wieder ein „echter Knoche“ hinter dem Tresen. Zusammen mit seiner Mutter Marion Meier führt der 21-Jährige die Familientradition im Massenheimer „Legohäuschen“ fort. „Unser Haus wird im Volksmund so wegen seiner mehrfachen Anbauten genannt“, berichtet Marion Meier. Zum 125. Geburtstag ihrer Wirtschaft mit Kelterei gaben die Wirtsleute ein Geripptes mit Logo in Auftrag. Aus der Schublade geholt wurde ein silberner Ehrenbecher, den die frühere Frankfurter „Bürgerbräu Brauerei“ den Eheleuten Jacobi am 27. Dezember 1909 zum 25-jährigen Jubiläum schenkte und das dazugehörige Schreiben.
Zu den wohl gehüteten Schätzen der Familie Meier gehört auch das „Tagebuch für den Rechner des Krieger-Vereins Hassia“, dessen erster Eintrag aus dem Jahr 1885 datiert. Am 125. Geburtstag, dem 27. Dezember 2009, dürfen sich die Gäste auf Überraschungen aus der Küche freuen. Küchenchef Ben Beck wird Gerichte aus dem Kochbuch von 1920/21 der jungen Anna Hinkel, wie zum Beispiel Wildschweinbraten oder Wildschweinbratwurst, zubereiten. Diese werden die täglich frisch zubereiteten Speisen auf der Karte wie Rippchen und Haspel mit Kraut, Handkäs mit Musik, Schneegestöber, Schnitzel, Rumpsteak oder Kotelett mit Bratkartoffeln und Hacksteak ergänzen. Frischen Fisch gibt es jeden Freitag in der Gastwirtschaft und Kelterei „Zum Knoche“.
Weiterhin empfehlen die Inhaberfamilie und ihr Team: „A mal in de Woch’ nix koche – ess’ un drink’ beim Knoche“! (fau)
Gasthaus „Zum Knoche“, 61118 Bad Vilbel-Massenheim, Rathausstraße 4; Telefon (06101) 42563, Öffnungszeiten: Mo. – Sa.: ab 17 Uhr, So. : ab 16 Uhr; Do: Ruhetag