109 Jahre alt wird Bad Vilbels älteste Bürgerin. In ihrem langen Leben hat sie viel erlebt und verbringt nun ihren Lebensabend in der Quellenstadt.
Bad Vilbel. Sie ist ein echtes Christkind: Am 24. Dezember feierte Elsa Guddat, die älteste Bürgerin Bad Vilbels, zum 109. Mal Geburtstag. Damit dürfte die Überlebenskünstlerin zu den ältesten Einwohnern Deutschlands und zur weltweiten Spitzengruppe gehören. Ihren Rekord-Geburtstag feierte die Bad Vilbeler Jubilarin im Kreis ihrer Familie.
Geboren wurde Elsa Kellner am Heiligen Abend 1903 als mittleres von acht Kindern auf einem Bauernhof in Kolkwitz in Thüringen. In Berlin regierten Kaiser Wilhelm II., in Wien Kaiser Franz Josef I. und in Petersburg Zar Nikolaus II. Nach dem Besuch der Volksschule lernte Elsa Köchin und folgte dem Ruf in die weite Welt. Sie verließ ihren im romantischen Saaletal liegenden, verträumten Heimatort, um in Berlin zu arbeiten. Dort lernte sie schon kurz darauf einen feschen Konzertmeister kennen und lieben.
Das Paar heiratete Mitte der 1920er Jahre und führte ein Musik-Instrumentgeschäft. Nach dem Tod ihres Mannes in den 1960er Jahren zog die Witwe von der Spree an den Main. In Frankfurt wohnte damals ihr bereits vor über 20 Jahren verstorbenes, einziges Kind Horst. Seit 1974 lebt Elsa Guddat im Alten- und Pflegeheim Heilsberg. Dort eroberte sie mit ihrer Freundlichkeit und ihrer Freude am Gesang schnell die Herzen der Bewohner und des Personals.
Schwere Zeiten
Am liebsten hört die rüstige Seniorin Volksmusik. „Sie ist ein positiver Mensch“, sagt Heimleiter Matthias Schnitzler über seinen Schützling. Bis vor zehn Jahren nahm sie noch an Ausflügen teil. Zu ihren Lieblingsorten gehörte der Frankfurter Palmengarten.
„Meine Oma liebt Blumen und Pflanzen über alles. In wirtschaftlich schweren Zeiten verkaufte sie als große Blumenfreundin selbst gebundene Sträuße. Die Blumen zog sie in ihrem kleinen Berliner Garten selbst“, berichtet ihre Enkelin Sabine. „Kochen, wandern und singen waren ihre liebsten Hobbys.“
Elsa Guddats Leben wurde durch harte Arbeit, viele politische und gesellschaftliche Umbrüche geprägt. Sie erlebte und überlebte den Untergang der Monarchie, die Weimarer Republik, die Weltwirtschaftskrise, Naziterror, zwei Weltkriege, Belagerung, die entbehrungsreichen Nachkriegsjahre im zerbombten Berlin, den Wiederaufbau, die Teilung und Wiedervereinigung Deutschlands.
Positive Einstellung
Einige dramatische Erlebnisse verursachen ihr noch heute Albträume. Verbittern lassen hat sie sich durch all das nicht: Stets bewahrte sie sich einen positiven Blick auf die Welt. Körperlich rüstig steht sie auch mit 109 Jahren noch jeden Tag auf, lässt sich im Rollstuhl in den Gemeinschaftsraum fahren. Zunehmend erschwert wird die Kommunikation mit ihr durch schlechtes Sehen und Hören. „Inzwischen lebt sie meistens in ihrer eigenen Welt“, sagen ihre Pflegerinnen.