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1. Preis abgeräumt! – Hämmern und Schwitzen: Schüler erschaffen beim Trialog der Kulturen einen Brunnen

„Man kann die Brunnenschule Bad Vilbel mit Fug und Recht eine Trialogschule nennen“, sagte Albert Graf von Kalnein, als er Schülern und Lehrern in der Bad Homburger Schlosskirche den mit 9000 Euro dotierten ersten Preis im „Trialog der Kulturen“-Wettbewerb 2011 / 12 überreichte.

Bad Vilbel. Seit 2005 lädt die Herbert-Quandt-Stiftung alle Schulen in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland dazu ein, mit Projekten zur Verständigung zwischen Judentum, Christentum und Islam die interkulturelle und interreligiöse Kompetenz bei Schülern und Lehrern zu stärken. Und seit 2005 folgt die Brunnenschule diesem Aufruf.

Gleich im ersten Jahr nahm die Bad Vilbeler Förderschule an dem Wettbewerb teil – und wurde Landessieger. Seitdem setzte sie den „Trialog der Kulturen“ intern fort und arbeitete sich jedes Jahr unter einem anderen Thema im Klassenverband, auf Plenumsveranstaltungen und am Ende des Schuljahres mit einer Trialog-Projektwoche tiefer ein. „Meine, deine, unsere Welt – wie gestalten wir die Zukunft?“ Dieses Thema hatte die Quandt-Stiftung im vorigen Schuljahr gestellt. Man entschied, nach sechs Jahren wieder in den Wettbewerb einzusteigen.

Entsprechend der Bedeutung von Wasser in den drei Religionen hat die Schule in der Quellenstadt ihrem eigenen Namen alle Ehre gemacht – und mit dem Bildhauer Christof Paul einen Brunnen geschaffen, der künftig den erneuerungsbedürftigen Schulhof schmücken soll. Dabei „wurde gemeißelt, gehämmert, gewerkelt und geschwitzt“, stellte Graf von Kalnein fest, der als Geschäftsführer der Gemeinnützigen Kulturfonds-Stiftungsgesellschaft Frankfurt und als ehemaliger Vorstand der Herbert-Quandt-Stiftung der Jury angehört.

Er würdigte die emsige Arbeit der Schüler parallel dazu im Inneren des Schulgebäudes. „Die neue Mensa erhielt ein trialogisches Gesicht.“ Wer sie betritt, sieht einen Festtagskalender der drei abrahamischen Religionen. Und eine Fotoausstellung gewährt einen Einblick, wie verschiedene Lehrer Weihnachten, Hochzeit, Taufe oder andere Lebensfeste feiern. Damit habe die Brunnenschule in ihrer Mensa eine Begegnungsstätte geschaffen.

Schmäh-Video

„Ausschlaggebend für die Jury waren die lebensnahe Umsetzung des Themas und vor allem die Verinnerlichung des Trialoggedankens, der aus dieser Schule nicht mehr wegzudenken ist und alle mit einbezieht“, erklärte der Laudator. Das „verflixte siebte Jahr“ sei damit für die Brunnenschule zum „Erfolgsjahr“ geworden.

Das Thema sei hochaktuell, stellte Bernadette Schwarz-Boenneke, Trialog-Leiterin der Quandt-Stiftung, fest. Täglich seien Beschneidung, Schmäh-Video, NSU-Morde und Islamunterricht in den Nachrichten. Deshalb sei es umso wichtiger, Jugendliche „für das Leben in einer kulturell heterogenen Gesellschaft fit zu machen“. Der Abteilungsleiter im Hessischen Kultusministerium, Jörg Meyer-Scholten, bestätigte der Quandt-Stiftung, damit „Pionierarbeit“ zu leisten, die „auf die gesamte Schularbeit ausstrahlt“.

Die Oberurseler Ketteler-La Roche-Schule belegte den zweiten Platz. Den dritten Platz teilen sich die Georg-August-Zinn-Gesamtschule in Gudensberg und die Hanauer Tümpelgarten-Haupt- und Realschule. Aus Bad Vilbel war auch schon das Georg-Büchner-Gymnasium unter den besten drei. Die John-F.-Kennedy-Schule war 2011 Landessieger.