Die Ausstellung „Im mittelalterlichen Skriptorium“ im Bad Vilbeler Kurhaus zeigt, wie wichtig, aber auch schwierig das Schreiben in früherer Zeit gewesen ist. Einstigen Königen und Kaisern sicherte es einen Platz in der Geschichte.
Bad Vilbel. Lange Zeit hatten die Menschen zwar den Willen, ihr Wissen schriftlich zu bewahren, doch die Möglichkeiten waren beschränkt. Allein die Herstellung von Pergament setzte im Mittelalter viele Stunden Arbeit voraus – Schreibfehler durften da natürlich nicht passieren, verdeutlicht die Bad Vilbeler Präsentation.
In der Eingangshalle des Kurhauses stehen Schaukästen verschiedener Größen. Zu sehen sind Felle, alte Tintenfässer und verschiedenste andere Materialien. Die Ausstellung gehört zum Begleitprogramm des Stückes „Die Päpstin“, das am Freitag, 5. Juni, Premiere bei den Burgfestspielen hatte. Um die Zeit, in der es spielt, näher zu beleuchten und das Publikum in Hintergründe eintauchen zu lassen, gibt es seit mehreren Monaten Vorträge, Ausflüge und natürlich Ausstellungen.
Echte Handarbeit
Im Jahre 814 hatte Johanna, die spätere Legenden-„Päpstin“, das Licht der Welt erblickt und wurde so in eine Zeit des Umbruchs hinein geboren. Das Frankenreich unter Karl dem Großen versuchte, sächsische Stämme zu integrieren, was mal besser und mal schlechter gelang. Die Bildungsreformen Karls des Großen sahen vor, das gesamte noch verfügbare schriftliche Wissen der Antike neu aufzuschreiben.
Aufzeichnungen antiker Philosophen bannten Mönche mit nahezu gemalter mittelalterlicher Schrift auf das Pergament. Vor dem 13. Jahrhundert seien fast alle Bücher in Klöstern geschrieben worden, verrät eine der drei umfangreichen Informationstafeln in dem Ausstellungsraum. Große Klöster verfügten dafür über Skriptorien mit Schreibern sowie Buchmalern. Vor dem Jahr 1000 besaßen die Abteien trotzdem über nicht mehr als zehn Bücher, heißt es. Erst im Laufe des Mittelalters seien die Bibliotheken gewachsen.
Die Gallustinte
Der Besucher erfährt im Kurhaus, dass die Abtei von Cîteaux im Burgund 1480 ungefähr 1200 Bände in den Regalen gehabt hat, das Kloster Himmerod in der Eifel im Jahre 1453 dagegen stolze 2000 Bände.
Sammlung der Medici
In der legendären Sammlung der Medici in Florenz hat es 1470 nur 800 Handschriften gegeben. Neben diesen spannenden Informationen wird den Besuchern in verschiedenen Schaukästen noch das Material gezeigt, das Mönche verwendet haben, um zum Beispiel Eisengallustinte herzustellen. Diese sei die am häufigsten verwendete Tinte des Mittelalters gewesen, sagt die Forschung. Zwar sei die Tinte wasserfest und habe eine schöne tiefschwarze Färbung, doch sei sie lichtempfindlich. Sie wurde aber erst im 19. Jahrhundert von moderneren Chemikalien abgelöst.
Wer mehr Informationen und Material zu dem Thema sehen möchte, sollte die Ausstellung besuchen.
Die Ausstellung „Im mittelalterlichen Skriptorium“ ist bis einschließlich 31. August im Kurhaus zu sehen. Eintritt frei.