Bad Vilbel. Es soll der erste Baustein für die vielbeschworene „Neue Mitte“ Bad Vilbels werden: Ein Facharzt-Zentrum, möglicherweise auf dem Zentralparkplatz. Diese Idee lancierten einige Mediziner im Januar. Derzeit sei man in Gesprächen mit der Stadt, erklärte Mitinitiator und Chirurg Michael Waldeck. Mit dem Zentrum wolle man dem erklärten Ziel der Politik gegensteuern, die das flächendeckende Facharztsystem abschaffen wolle.
Durch die Bündelung von auch tageweise praktizierenden Experten werde eine komplexere, aber auch preiswertere und schnellere Versorgung der Patienten sichergestellt, so Waldeck. Gedacht sei an ein Zentrum mit 15 bis 20 Medizinern, ergänzt durch weitere Heilberufe und eine Ladengalerie etwa mit Apotheke, Bistro oder Drogerie.
Der Chirurg räumt ein, bislang seien erst vier Ärzte an der „Gesundheitszentrum Bad Vilbel Management GmbGH i. G.“ beteiligt. Gebaut werden soll das Haus bis 2010, hofft Waldeck. Es soll auch eine kleine Bettenstation für ambulante OPs geben. Waldeck rechnet mit einem Investitionsvolumen von acht Millionen Euro für 4000 bis 4500 Quadratmeter. Auf dem jetzigen Zentralparkplatz ergäbe das ein drei- bis vierstöckiges Gebäude. Es würde auch die Innenstadt beleben, so Waldeck, der mit 1200 Besuchern täglich – Patienten und Begleiter – rechnet. Ganz festgelegt auf den Standort haben sich die Ärzte aber noch nicht – auch der Nordbahnhof sei denkbar. Die Ärzte seien dabei, sich zu sammeln und die Ausrichtung des Zentrums zu definieren, sagt der CDU-Ortsvorsitzende Klaus Minkel. Es sei „eine erhebliche Fläche“ in der Diskussion, wobei das Ärztehaus problemlos ins städtebauliche Konzept passe, da Praxen sich mit Ladengeschäften im Erdgeschoss verbinden ließen. Auch die SPD habe die Idee gut gefunden, erläuterte Waldeck.
Ein Ärztezentrum stelle nicht zuletzt auch einen klaren Machtfaktor gegenüber den Krankenkassen dar. Mit ihnen könnten separate Versorgungsverträge ausgehandelt werden, die nicht der Budgetierung unterlägen.
Initiatoren sind neben Waldeck der Gynäkologe Michael Grün, der Kardiologe Martin Gräf, der Chirurg Thomas Ruegenberg, der Apotheker Norbert Hohl und das Sanitätshaus Rosenkranz-Scherer. Dazu sollen weitere Praxen kommen: Podologie, Ökotrophologie, ein ambulanter Pflegedienst und ein Bistro. Eine OP-Einheit und eine Tagesklinik sollen auch externen Operateuren zur Verfügung stehen. Damit blieben „mindestens 80 sichere Jobs in der Region“. 70 000 Menschen lebten im Einzugsbereich des Zentrums, schon jetzt reisten Patienten aus Karben, Altenstadt, Maintal und Frankfurts Norden an.
Die Ärzte hätten Synergieeffekte durch die medizinische und elektronische Vernetzung, es gebe Apparate-Gemeinschaften für Röntgen oder Ultraschall, einen gemeinsamen Einkauf, ein Dienstleistungszentrum, in dem Verwaltungsaufgaben ausgelagert würden. Zudem soll eine Gesundheitsakademie entstehen, die Vorträge und Kurse zur Prävention biete.
Protest kommt noch von den Vilbeler Allgemeinmedizinern, die sich ausgegrenzt fühlen. Sie beklagen die „Geheimhaltung“, befürchten zusätzliche Konkurrenz, wenn Patienten Regeluntersuchungen bei den Fachärzten machten. „Wir wollen die Hausärzte nicht wegschicken, sondern in ein Netzwerk für Therapien einbinden“, betont Waldeck. Er wolle auch nicht einzelne Hausärzte ins Zentrum holen, weil sich dann deren Kollegen übervorteilt fühlten und weil Hausärzte flächendeckend tätig bleiben sollten.
Wenn ein solches Zentrum entstehe, so werde es nur in enger Zusammenarbeit zwischen Fachärzten und Allgemeinärzten in Bad Vilbel entstehen können, betont Werner Hillenbrand. Der Diplom-Kaufmann und Vorstand der Würzburger BAZ Beratung & Management AG prüft derzeit „im Auftrag einer Handvoll Ärzte, ob das überhaupt Sinn macht“. Bad Vilbel sei viel zu klein, um ohne die Mitwirkung und Unterstützung der Allgemeinmediziner ein solches Zentrum zu realisieren.