Bad Vilbel. Die Entwicklung der „Bad Vilbeler Neuen Mitte“ soll Teil einer auf die Dauer von zehn Jahren geplanten Bauaus- stellung im Rhein-Main-Gebiet werden. Dafür haben das Land Hessen, die Wirtschaftsinitiative Frankfurt / Rhein-Main und die Kulturinitiative Frankfurt /Rhein-Main das Projekt in eine Machbarkeitsstudie aufgenommen. Die Neue Mitte wurde unter dem Titel „Vollendung einer Stadt“ vom Vilbeler Stadtentwickler Rüdiger Wiechers angestoßen: Sie soll das Innenstadtgebiet mit Kurpark, Quellenpark, den Bahnhöfen und Plätzen aufmöbeln.
Nach der zweiten Sitzung des Stiftungsrates der von ihm vor einem Jahr gegründeten Stiftung „Städte für Menschen“ sagte Wiechers: „Wir brauchen eine Klammer für das gemeinsame internationale Auftreten der Kommunen im Rhein-Main-Gebiet ohne Eifersüchteleien.“ Der Bad Vilbeler unterstützt die Bauausstellung im Rhein-Main-Gebiet finanziell über die Stiftung, aber auch ideell durch persönlichen Einsatz. Wegen seines Engagements war er eingeladen worden, an der Studie mitzuwirken. „Nun liegt es an den Auftraggebern zu befinden, ob die Studie in die Praxis umgesetzt werden kann“, sagte Wiechers. Er rechnet bis Ende Januar mit einer Entscheidung über die Umsetzung, sieht ihr mit Optimismus entgegen.
Die Wiechers-Stiftung unterstützt die städtebaulichen und interdisziplinären Lehr-, Forschungs- und Projektarbeiten insbesondere an der Technischen Universität (TU) Darmstadt. Sie fördert Projekte der Wohn- und Stadtarchitektur sowie der Stadtplanung und -entwicklung. Dabei finden kulturelle, wirtschaftliche, ökologische und soziale Aspekte Berücksichtigung. Auf Vorschlag des Vize-Vorsitzenden des Stiftungsrates, Professor Werner Durth, die städtebaulichen Kolloquien an der TU Darmstadt wieder aufleben zu lassen, hat die Stiftung nach eigenen Angaben im Mai dieses Jahres bereits die erste Veranstaltung mit 5000 Euro ermöglicht.
Weit mehr als 100 Stadtentwickler, Politiker, Architekten und Studenten aus Deutschland haben erörtert, inwieweit „Baukultur als Standortfaktor einer Metropolregion“ wirken könne. Unstrittig sei, dass Baukultur die Identität einer Region stärke, so Wiechers. Wiechers verwies auf Beispiele in Hamburg, wo mit dem Bau der Hafen-City im alten Hafen ein Wachstumsträger entstanden sei. Im Hinblick auf Olympia 2012 entwickle auch London in einer offensiven Wachstumsstrategie große Teile der Stadt neu. An diesen und anderen dynamischen Wachstumsregionen in Europa – allen voran Mailand, Barcelona, Paris, Brüssel, Amsterdam oder München – habe sich Frankfurt/Rhein-Main mit seinen fünf Millionen Einwohnern zu messen. Die Region habe Vorteile als Verkehrsknoten und Finanzplatz mit hoher Wirtschaftskraft, hoher Wohn- und Lebensqualität, hervorragenden Freizeit- und Einkaufsmöglichkeiten sowie einem Netz von Universitäten auszuspielen. Dass unsere Region dennoch im internationalen Vergleich zurückfalle, liegt laut Wiechers daran, dass es „auf Grund einer enormen Kirchturmsdenkweise nicht gelingt, die Kräfte zu bündeln“.