Gleich drei Kandidaten bewarben sich auf der SPD-Wahlkreiskonferenz (Wetterau Süd)als Direktkandidat für die Landtagswahl am 28. Oktober. Dass zwei Bewerberinnen aus der gleichen Stadt kommen, erhitzte die Gemüter.
Bad Vilbel. Für einen Teil der 35 SPD-Delegierten war die Kandidatur der drei Bewerber, nämlich Mirjam Fuhrmann, Isil Yönter (beide aus Bad Vilbel) und Florian Hoinkis (Niddatal) ein Glücksfall. Denn er zeige, über welch großes Potenzial die Wetterauer SPD verfüge. Für die anderen dagegen war es ein Zeichen schlechter Absprache – zumal zwei Bewerberinnen aus demselben Ortsverband kommen. Der Wahlkreis Wetterau Süd umfasst die Orte Bad Vilbel, Karben, Friedberg, Rosbach, Wöllstadt und Niddatal.
Gleiche Ziele
Die Vorstellung der Kandidaten verlief zunächst harmonisch. Dabei wurde klar, dass alle im Wesentlichen dieselben Ziele verfolgen: ganzheitliche Sozial- und Familienpolitik vom Kreißsaal bis ins Altersheim, gerechtere Schulpolitik und einen für alle Einkommensgruppen bezahlbaren Wohnraum. Auch wollen sie, dass die Kommunen von Land und Bund entlastet werden, weil ihnen immer mehr Aufgaben übertragen, nicht aber die Kosten dafür übernommen würden.
Doch so gleich die inhaltlichen Schwerpunkte der drei auch sein mögen, bei den Persönlichkeitsmerkmalen unterscheiden sie sich nach eigener Aussage doch sehr. So betonte die 55-jährige Yönter vor allem ihre altersbedingte Erfahrenheit. Hinzu komme ihr Migrationshintergrund, der in der Gesellschaft jetzt gebraucht werde. Und sie habe den Rücken frei, weil sie keine beruflichen oder familiären Verpflichtungen habe.
Anders ihre Mitbewerberin Mirjam Fuhrmann. Sie legte besonderen Wert darauf, dass sie mit 35 Jahren noch jung ist, zwei Kinder im Kindergartenalter hat und trotzdem voll im Berufsleben steht. Auch gehöre sie der SPD noch nicht allzu lange an, so dass sie noch sehr lern- und wissbegierig sei und den Menschen deshalb besonders intensiv zuhöre.
Geschlossenheit zeigen
Auch der dritte Kandidat, Florian Hoinkis, ist mit seinen 28 Jahren noch jung, gehört der SPD aber schon seit zwölf Jahren an und ist stellvertretender Fraktionschef der Niddataler SPD. Als Justizangestellter verkörpere er den normalen Bürger, der mit seiner kleinen Familie und einem überschaubaren Einkommen etwa die Verwerfungen auf dem Immobilienmarkt im Frankfurter Einzugsbereich deutlich zu spüren bekomme.
Nach den Vorstellungen bekamen sich die Delegierten heftig in die Haare. Der Wahlkampf in diesem Bezirk, eine CDU-Hochburg, sei schwierig genug – deshalb sei Geschlossenheit das A und O. „Wenn aber zwei Kandidatinnen aus einem Ortsverein kommen und man sich nicht einmal im kleinsten Kreise auf eine Person einigen kann, wie soll das dann im Wahlkampf werden?“, warnt der Niddataler Fraktionsvorsitzende Achim Saßmannhausen. Er empfahl sodann eindringlich, den Niddataler Kandidaten zu wählen.
Dies rief die Befürworter der anderen beiden Kandidaten auf den Plan. Die einen machten Fuhrmann ihre Unerfahrenheit und das angebliche Handicap von Beruf und zwei kleinen Kindern zum Vorwurf, die andern kritisierten Yönter wegen ihrer Unstetigkeit bei ihren politischen Ämtern. Es waren vor allem die Bad Vilbeler Genossen, die sich heftig stritten – und zwar in einem solchen Ausmaß, dass schließlich der Karbener Jürgen Bothner auf die Bremse trat: „Das hätte man doch besser im Ortsverein klären sollen und nicht hier in aller Öffentlichkeit!“
Der erste Wahldurchgang endet schließlich mit einem Patt zwischen Fuhrmann und Yönter. Erst im zweiten Durchgang setzt sich Fuhrmann durch. Als Ersatzkandidat wird wenig später Florian Hoinkis gewählt. (jwn)