Bad Vilbel. Zwei Jahre nach einem ersten Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan und zwei Monate nach dem Verkauf eines städtischen Grundstücks auf dem Heilsberg für eine Seniorenwohnanlage ist immer noch nicht bekannt, was dort genau geplant ist. Das löst harsche Kritik bei Mitgliedern der Seniorenvertretung aus: „Die Stadtverordneten haben an den Investor mit der attraktivsten Bauzeichnung verkauft, keiner hat aber nach den inhaltlichen Konzepten gefragt“, klagt Seniorenvertreter Harald Krämer, zugleich AWO-Mitglied und Vorsitzender des Bad Vilbeler VdK. Vor allem aber ärgert es die drei AWO-Mitglieder in der Seniorenvertretung, dass das 2006 gegründete Gremium um Ehrenbürgermeister Günther Biwer in die Entscheidungsprozesse nicht eingebunden wurde. „Wo dann, wenn nicht an dieser Stelle“, moniert Kunath.
Noch ist das 4400 Quadratmeter große städtische Grundstück hinter der Kurve der Zigeunerwiese an der Straße „Am Hang“ ein Bolzplatz. Nach dem Willen der Mehrheit der Stadtverordneten wurde es an einen privaten Investor verkauft, der dort ein Seniorenheim errichten möchte. Geplant sei „eine kleine Anlage für alle drei Pflegestufen“, hatte Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) Ende Juni im Parlament erklärt. Es gab keine inhaltliche Diskussion, bestätigt der AWO-Vorsitzende und SPD-Stadtverordnete Rainer Fich: „Man hätte früher tätig werden können.“ Die SPD habe das Projekt auch nur abgelehnt, weil der Standort am Heilsberg zu abgelegen für Senioren sei.
Die AWO-Kritik löste eine heftige Erwiderung des Ersten Stadtrats und Sozialdezernenten Jörg Frank (CDU) aus: „Die AWO steuert auf Konfrontationskurs, weil sie sich als SPD-Filiale verpflichtet fühlt, die Oppositionsarbeit der Genossen fortzusetzen.“ Frank erläuterte aber auch, es habe beim Verkauf eine Checkliste für die Konzepte der beiden sich bewerbenden Investoren gegeben.
„Das hätte man besprechen können“, findet Fich. Der Bau einer Seniorenanlage sei „grundsätzlich eine gute Sache“. Kunath ergänzt, schon jetzt seien 8000 Bad Vilbeler über 60 Jahre alt. Zu klären sei zunächst, ob der Bau eines Luxus-Modells geplant sei, wie der vor zwei Jahren gescheiterte Plan des Investors Sunrise auf dem ehemaligen Sparkassengelände am Südbahnhof-Kreisel, oder ob es um alltagstaugliche Pläne gehe.
Die Seniorenvertreter wollen den Betreiber nun zu einem Gespräch über sein Konzept einladen. Verkauft hat die Stadt das Grundstück nach Angaben aus dem Rathaus an die HP&P development GmbH des Gießener Architekten Helmut Peter und seiner Frau Gabriele Schön-Peter. Peter hat bereits 43 Pflegeobjekte in Deutschland auf den Weg gebracht. (dd)