Das tragische Thema Demenz fristete lange Zeit ein Schattendasein, ist aber mittlerweile in der Gesellschaft angekommen. Heilungsmöglichkeiten gibt es bisher dennoch nicht. Dafür kümmern sich im Bad Vilbeler „Café Kleeblatt“ haupt- und ehrenamtliche Betreuer um Demenzerkrankte, und das seit mittlerweile zehn Jahren. Doch das Café hat sich nicht nur die Pflege der Betroffenen auf die Fahnen geschrieben.
Bad Vilbel. Nicht nur für die Erkrankten, auch für deren Angehörige ist die Demenzerkrankung eine schlimme Sache. Ein Mensch verändert sich und lebt in der eigenen Welt. Die Familie muss Abschied nehmen, sich aber dennoch rund um die Uhr um den Erkrankten kümmern.
Das „Café Kleeblatt“ leistet seit nunmehr zehn Jahren Hilfe: „Wir bieten natürlich auch eine Entlastung für die Angehörigen. Unsere Gäste werden von einem Bus der Arbeiterwohlfahrt Massenheim abgeholt und verbringen Zeit mit unseren Betreuern hier im Café“, erklärt Hans-Ulrich Callies, der Vorsitzende der Trägerversammlung.
Das „Café Kleeblatt“ wird von mehreren Trägern unterstützt, darunter sind das Seniorenbüro der Stadt Bad Vilbel, die Caritas, die Diakoniestation und die Nachbarschaftshilfe. „Wir haben zu Anfang des Jahrtausends überlegt, was man für die Demenzbetreuung tun kann. Dann haben wir nach Partnern gesucht, weil wir wussten, dass wir uns dafür wirklich einsetzen wollen“, schildert Hannelore Lotz, die stellvertretende Vorsitzende der Nachbarschaftshilfe.
Früher versteckt
Die gute Kooperation aller beteiligten Institutionen hat mittlerweile eine Eins-zu-eins-Betreuung der Erkrankten im Café Kleeblatt möglich gemacht. Nachmittags wird dort Kaffee getrunken, es werden Spiele gespielt und Lieder gesungen, denn auch ehrenamtliche Musiker unterstützen das Café. Die Betreuung der Gäste und Entlastung der Angehörigen ist aber nur eine Sache, denn das Café sieht seine Aufgaben auch in einem weiteren Bereich: „Wir tun natürlich auch viel für die Öffentlichkeitsarbeit“, erklärt Callies.
„Das Thema muss stärker in die Öffentlichkeit gebracht werden, damit wollen wir Verständnis für die Erkrankung schaffen“, sagt er weiter. Zu diesem Zweck werden Vorträge, Filmvorstellungen und Theaterstücke genutzt. „Vor einigen Jahren haben Familien ihre Demenzerkrankten noch versteckt, weil es ihnen zu peinlich war, das ist heute zum Glück nicht mehr der Fall“, zieht Callies ein Fazit. Also ist das Thema zwar während der vergangenen Jahre deutlich stärker in den Köpfen präsent geworden, doch es muss noch mehr getan werden: Im Zuge des demographischen Wandels in Deutschland wird sich die Zahl der Erkrankten nicht gerade verringern – derzeit leidet bereits ein Million Menschen in Deutschland an altersbedingter Demenz.
Das Café beschäftigt momentan mehr als 20 ehrenamtliche Helfer und fünf hauptamtliche Pfleger. Das gesamte Personal hat bereits mehrere Schulungen gemacht und bleibt somit immer auf dem aktuellen Stand.
Empfang & Vorträge
Momentan sind im „Café Kleeblatt“ noch Plätze zu vergeben: „Häufig sind die Nachmittage in unserem Café eine gute Alternative zu einer Ganztagsbetreuung in einem Pflegeheim. Unsere Gruppen sind noch nicht voll“, weiß Callies.
Zum zehnjährigen Bestehen findet am Freitag, 27. Februar, ein öffentlicher Empfang statt. Er beginnt um 15 Uhr im Pfarrsaal der katholischen St.-Nikolausgemeinde. Weiterhin ist in diesem Jahr eine Vortragsreihe mit Sozialgerontologin Gabriele Scholz-Weinrich geplant. Der erste Vortrag trägt den Titel „Demenzgerechte Gestaltung der eigenen Wohnung“ und beginnt am Donnerstag, 26. Februar, 19 Uhr, im Awo-Treff, Wiesengasse 2.
Mehr Informationen zum „Café Kleeblatt“ gibt es bei Hans-Ulrich Callies unter der Telefonnummer (0 61 01) 52 12 64.