Die Flüchtlingsunterbringung bleibt vielerorts zentrales Thema. Das zeigte auch das großen Interesse an einer Informationsveranstaltung kürzlich in Büdesheim. Rund 250 Bürger kamen.
Schöneck. Der Ortsbeirat wollte den Bürgern einen Einblick über den momentanen Stand der Einquartierung in Büdesheim verschaffen. Denn geplant war bisher, so die jüngsten Beschlüsse des Gemeindeparlaments, in Büdesheim zum einen das leerstehende Gebäude des ehemaligen Lebensmittelmarktes in der Mühlstraße zu einer vorübergehenden Flüchtlingsunterkunft für bis zu 49 Personen umzubauen. Die Immobilie sollte nach diesen Plänen bis zur Fertigstellung von sechs Häusern, die in der Kilianstädter Straße gebaut werden sollen, genutzt werden. Zu diesem Punkte konnte Bürgermeisterin Conny Rück (SPD) Entwarnung geben.
Seit Schließung der so genannten Balkanroute habe der Andrang der Asylsuchenden spürbar nachgelassen. „Und zwar so deutlich, dass wir momentan auf den Umbau der Nah-Kauf-Immobilie verzichten können“, berichtete die Bürgermeisterin. 188 Flüchtlinge erhalten derzeit Unterkunft in Schöneck, davon 97 in Kilianstädten, 69 in Büdesheim und 22 in Oberdorfelden.
Wieder für Vereine
Mit Ausnahme der Nidder-Halle in Oberdorfelden, die in diesen Tagen jedoch geräumt und den Vereinen als Übungsraum wieder zur Verfügung gestellt werde, seien alle Flüchtlinge bisher in gemeindeeigenen oder von Privat angemieteten Unterkünften verteilt über die ganze Gemeinde untergekommen. Weil sich Anfang des Jahres wegen des anhaltenden Flüchtlingsstroms jedoch ein anderes Szenario darbot, nämlich ein nicht überschaubarer Bedarf an weiteren Unterkünften, hatte das Gemeindeparlament grünes Licht für den Bau von sechs Mehrfamilienhäusern gegeben.
In den 36 Wohnungen, alle um die 60 Quadratmeter groß, sollen über 200 Personen eine erste Bleibe finden. „Denn bis zum Jahresende 2016 ist für Schöneck die Aufnahme von 380 Flüchtlingen vorgesehen. So wurde uns jedenfalls bisher vom Main-Kinzig-Kreis gesagt“, berichtete die Bürgermeisterin weiter. Da man keine Wohncontainer wollte, hatte die Gemeindevertretung sich einstimmig zum Bau der Häuser entschlossen. Die könnten nämlich später, wenn der Flüchtlingsstrom einmal abgeebbt sei, als Sozialwohnungen Verwendung finden. In der von Ortsvorsteher Gerald Diehl (Die Grünen) moderierten Runde für Fragen der Bürger stellte sich heraus, dass es Bedenken gegen den Bau der Häuser gibt. „Warum wurden wir eigentlich nicht vorher zu dem Projekt gefragt? Warum wird die Öffentlichkeit immer erst informiert, wenn alles schon unter Dach und Fach ist?“, beschwerte sich etwa Markus Scharf, der sich in der Bürgerinitiative Pro Altes Büdesheimer Schloss engagiert.
Auch andere Redner befürchten vor allem eine Ghetto-Bildung, wenn mehr als 200 Flüchtlinge an einem Ort angesiedelt werden sollen. Conny Rück sagte, dass es im Sinne aller gewesen wäre, die Flüchtlingsunterkünfte über die ganze Gemeinde zu verteilen. „Doch dafür muss es passende Grundstücke geben. Und die gibt es nicht“, verteidigte Rück die Entscheidung der Gemeindevertretung.
200 an einem Ort
Im Übrigen sehe das Konzept vor, dass die Wohnungen jederzeit für sozial Bedürftige genutzt werden könnten. „Viel wird nun davon abhängen, ob sich der eben erst geschlossene Flüchtlingspakt mit der Türkei als belastbar erweist und der Flüchtlingsstrom aufhört. Dann wird die neu gewählte Gemeindevertretung die Unterbringungsproblematik noch einmal diskutieren müssen“, meint Rück.