Mit einem feierlichen Gottesdienst wurde am Sonntag, in der St. Nikolaus-Kirche das vierzigjährige Dienstjubiläum von Pfarrer Herbert Jung begangen. Generalvikar Dietmar Giebelmann hielt die Eucharistiefeier, der Projektchor geleitet von Dirigent Thomas Wilhelm sang eine Mozart-Messe.
Bad Vilbel. Er begeht seine vierzigjährige Primiz, nachdem er am 16. Juni 1974 seine Priesterweihe in Trier empfing. Seit 1997 ist Jung als Pfarrer in Bad Vilbel tätig. Er betreut alle drei örtlichen Gemeinden und ist als engagierter Pfarrer bei seiner Gemeinde geschätzt und beliebt.
Mit seinen Predigten gibt er nachhaltige Denkanstöße, die oftmals über den Sonntagsgottesdienst hinaus Basis für Gesprächsstoff liefern. Für ihn stehe der Mensch und nicht das Amt im Vordergrund, und wenn es nach ihm ginge, würde die Besoldung der Nichtpriester – alle, die Dienst am Menschen tun – höher ausfallen, als sie es in der Realität tut. „Ich wollte schon in jungen Jahren Priester werden“, betont Jung, doch auf die Frage, ob er den Beruf noch einmal ergreifen würde, wenn er vor der Entscheidung stünde, betont er, dass er dann manchmal schwanke, mal ja, mal nein. Trotzdem hat er inzwischen über 12 000 Gottesdienste gehalten.
„Die schönsten Erlebnisse waren die Jugendfreizeiten damals. Die negativsten Dinge am Beruf sind die Auseinandersetzungen mit der Kirchenleitung und deren Inkompetenz“, betont der Jubilar. „Die katholische Kirche sollte den Menschen sehen, wie er ist und nicht, wie er sein soll“, führt er weiter aus.
An Grenzen stoßen
Von der Gemeinde wünsche er sich, dass sie eine stärkere Gemeinschaft bilde und ihren Missionsauftrag an die nächste Generation stärker wahrnehme. Die Gemeinde müsse sich zusammensetzen und dann auseinandersetzen mit den Fragen, die das Leben aufwerfe. „Kritik höre ich mir an und auch Zweifel am Glauben gehören dazu. Wenn man die Auseinandersetzung in der Tiefe mit den Dingen sucht, dann stößt man zwangsläufig auch an Grenzen.“ Manchmal sei er schon enttäuscht darüber, dass viel Energie und Arbeit in Kommunion- und Firmvorbereitung gesteckt worden sei und nach Erteilung des gewünschten Sakramentes der Gottesdienstbesuch eher selten sei. „Da fühle ich mich auch ausgenutzt.“
Etwa neun Bücher schrieb er in den letzten Jahren, die im Herder Verlag erschienen, nachdem vor 25 Jahren einem Lektor des Verlags ein Segensgebet so gut gefallen hat, dass er um ein Buch gebeten habe. Der Verkauf interessiere ihn weniger, aber pro Buch würden rund 1000 bis 1500 Exemplare verkauft.
„Einen guten Katholiken zeichnet die permanente Suche nach Gott aus“, betont Jung. „Meine Pläne für die Zukunft sind keine besonderen, aber ich koche gerne und würde gerne Russland bereisen, weil es etwas Geheimnisvolles für mich verkörpert. Mein Vater erzählte mir früher immer von Russland, weil er dort im Krieg war“. Mit dem amtierenden Papst sei er zufrieden. Reformen für die katholische Kirche wünsche er sich hinsichtlich einer anderen Familien- und Sexualmoral, einer veränderten Verwaltungsstruktur, einer Gewinnung von hauptamtlichen Mitarbeitern und einer bessere Besoldung von Nichtpriestern.
Jung ist am 29. November 1947 in Fischbach im Saarland geboren, das Gymnasium besuchte er in Sulzbach, ebenfalls im Saarland. Es folgte das Studium von Philosophie und Theologie mit dem Abschluss Diplom-Theologe. Am 11. Februar 1973 erhielt er seine Weihe zum Diakon, am 16. Juni 1974 die zum Priester. Jung war Kaplan in Koblenz und Klinikpfarrer in der St. Elisabethen-Klinik und dem DRK-Krankenhaus in Saarlouis. Seit 1997 ist Herbert Jung Pfarrer in St. Nikolaus, in Bad Vilbel. (cd)