So haben sich die Anwohner des Heilsberger Neubaugebietes Taunusblick ihren neuen Grünzug nicht vorgestellt: Statt Bäumen und Gras wird jetzt erst einmal eine breite Piste als Feuerwehrzufahrt angelegt.
Bad Vilbel. Grünflair verbreitet sie nicht gerade – die neue Straßentrasse, die gerade vom Masurenweg aus in Richtung Carl-Schurz-Straße angelegt wird.
„Es gibt keinen Grund dafür, die Notzufahrt in dieser Dimension zu erstellen und damit den Charakter des Grünstreifens zunichte zu machen“, schrieb Anwohner Jens Matthias in einem offenen Brief an Bürgermeister Thomas Stöhr; er forderte einen sofortigen Baustopp. Er sei zwar auch für die Zufahrt, „wegen der Sicherheit“, störend seien aber die Dimensionen.
Die Feuerwehr, erklärt Matthias, brauche laut Stadtbrandinspektor Moll eine 3,5 Meter breite Zufahrt. Das Argument, dass die Zufahrt als kombinierter Fuß- und Radweg benutzt wird, rechtfertige ebenfalls keine fünf Meter breite Asphaltpiste: „Auch der vielbefahrene Fuß- und Fahrradweg an der Nidda ist keine fünf Meter breit.“
Den Bedenken einiger Anwohner an der Breite des Radweges könne nun mit einem Kompromiss entsprochen werden, erwidert Erster Stadtrat Jörg Frank (CDU). Dazu habe es auch in dieser Woche noch Gespräche mit Anwohnern und dem Ortsbeirat gegeben. „Wir als Stadt haben aus Sicherheitsgründen zunächst einen fünf Meter breiten Weg veranschlagt“, betont Frank. Ein Teil der Anwohner habe aber 3,50 Meter Breite vorgezogen. „Nach nochmaliger Prüfung wurde nun mit einem vier Meter breiten Asphaltweg ein sicher für alle Beteiligten guter Kompromiss gefunden.“ Der Kompromiss sei vereinbar mit Vorgaben von Bauingenieuren, der Hessischen Bauordnung und den Vorstellungen der Feuerwehr, ergänzt Bad Vilbels Erster Stadtrat.
Jens Matthias und andere Anwohner hatten sich statt Asphalt „eine grünstreifengerechte Gestaltung der Zufahrt in dreieinhalb Meter Breite und gegebenenfalls Rasengittersteinen an den Seiten“ gewünscht. Dagegen gebe es technische Bedenken, erwidert Bauamtsleiter Erik Schächer: Die Scherkräfte – das sind horizontale Kräfte beim Um-die-Kurve-fahren – würden von einen einheitlichen Belag besser aufgenommen als von zweien, die nebeneinander liegen.
Feuerwehrdezernent Frank zweifelt, ob Rasengittersteine die Feuerwehrfahrzeuge tragen können, „vor allem im Kurvenbereich, in dem hohe Scherkräfte auf das Pflaster einwirken“. Nach der Hessischen Bauordnung sei die Stadt sogar verpflichtet, in Kurven auf ausreichende Breite zu achten. Für die Sicherheit der Anwohner sei eine Mindestbreite von 3,50 Metern nötig. „Wegen des bewusst kurvig gehaltenen Weges haben wir uns entschieden, mit einer Wegbreite von vier Metern einen Kompromiss zwischen Sicherheit und Ästhetik zu finden“, betont Frank.
Dass sich Asphalt leichter pflegen lässt, ist für die Stadt ebenso wichtig. Rasengitterflächen lehnt Schächer ab: Sie seien zum Laufen und Radfahren zu hoppelig, zum Spielen zu hart. Die befestigte Fläche biete auch Vorteile, ergänzt der Bauamtsleiter – als Übungsfläche für Skater, Rollerblades, Radanfänger oder für mit Kreide gemalte Spielflächen. Wenn die Bäume dazu gepflanzt sein werden, wirke die Fläche auch grüner, hofft Schächer.
Gegen die plötzliche Bautätigkeit wandte sich Ortsvorsteher Kühl mit einem Schreiben an Schächer: „Da es aus der Anwohnerschaft und in Fraktionen des Ortsbeirates erhebliche Bedenken gegen die Planungen gibt, zumindest wenn es um die Befestigung des Teilstückes mit Teer geht, möchte ich Sie bitten, zumindest die nächste Sitzung des Ortsbeirates abzuwarten, bevor sie unumstößliche Fakten schaffen.“ „Das ist mir leider nicht möglich“, antwortete Schächer umgehend: „Wir haben die Baufirma da, die jetzt asphaltieren kann – was uns einen sehr guten Preis ermöglicht. Diesen Preisvorteil möchte ich nutzen.“