Bad Vilbel. In der Bad Vilbeler Wasserburg schläft das kleine weiße Gespenst den ganzen Tag in einer alten Truhe, nur um Mitternacht wird es für eine Stunde wach und streunt durch die Burg. Doch eines Tages gerät etwas durcheinander, es erwacht um zwölf Uhr mittags und wird zum schwarzen Gespenst. Aber neugierig wie es ist, nutzt es die Gelegenheit, sich am Tag im Örtchen umzusehen und Unfug zu machen.
Wie die Geschichte weitergeht, ob das kleine Gespenst wieder zurück in seinen Rhythmus und zu seinem Freund, dem Uhu Schuhu, zurückfindet, erlebten die jungen Besucherinnen und Besucher am Sonntag in der Bad Vilbeler Burg. »Das kleine Gespenst« feierte Premiere, ein Schauspiel für Kinder ab fünf Jahren nach dem gleichnamigen Buch von Otfried Preußler. Der Kinderbuchautor hätte in diesem Jahr 100. Geburtstag gefeiert. Es ist das erste der drei Stücke für Kinder, die in diesem Jahr gezeigt werden. In der kommenden Woche startet »Der Zauberer von Oz«, in zwei Wochen »Ronja Räubertochter«.
Schon kurz nach dem Einlass war viel los in und an der Burg. Sonntagvormittag- und Premierenstimmung lag in der Luft. Aus Richtung Bühne waren letzte Tonproben zu hören, das Publikum stärkte sich mit Kaffee, Kaltgetränken, Brezeln und Naschtüten und genoss die Sonne. Und immer wieder waren Kinderstimmen zu hören: »Wann geht es denn endlich los?« Um zwölf Uhr ging es los, als die Burg fast bis auf den letzten Platz gefüllt war mit Kindern, Eltern, Großeltern, Onkeln und Tanten. Und alle kamen auf ihre Kosten: Die Kinder, die gebannt die Geschichte verfolgten und sich über den Unfug des kleinen Gespenstes amüsierten genauso wie die Erwachsenen, die sich an der gelungenen Ausstattung erfreuten, die an die 1970er Jahre angelehnt war, wozu auch die Musik passte: die Melodie aus dem Film »Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung« von James Last. »Da ist was los«, stellte ein junger Besucher fest, als das kleine Gespenst die Leute im Örtchen ärgert und sogar Polizei und Bürgermeister auf den Plan ruft, um für Ordnung zu sorgen. Kurz vor der Pause gibt es ein kleines Spektakel, als sich das kleine Gespenst durchs Publikum flüchtet, nachdem es entdeckt wurde. Und großen Spaß, als der Polizist – immer auf Ordnung und Sicherheit im Straßenverkehr bedacht – in seinen Zebrastreifen eingewickelt von der Bühne gerollt wird. »Ist das eine Aufregung«, fasst das kleine Gespenst treffend zusammen. Auch nach der zwanzigminütigen Pause geht es aufregend weiter, bis alles – natürlich – sein gutes Ende findet.
Die Spielfreude war dem Ensemble deutlich anzumerken. Die zwei Schauspielerinnen, die sechs Schauspieler sowie Regisseurin Kirsten Uttendorf und Ausstatterin Jana Wassong bekamen vom Publikum langen Applaus mit viel Jubel. Claus Kunzmann, der Intendant der Burgfestspiele, und Bürgermeister Sebastian Wysocki überreichten ihnen jeweils eine Rose zur gelungenen Premiere. »Das war super«, stellte wie viele andere der jungen Zuschauerinnen und Zuschauer die zehnjährige Julia nach der Vorstellung fest. Auch wenn die Geschichte auf der Bühne etwas anders verlaufen sei als im Buch. Das Buch habe sie am Morgen extra noch gelesen, um vorbereitet zu sein. Aber Buchvorlage und Bühnenstück, das ist nun mal immer etwas anderes.
Dass die junge Burg auch für ältere Besucher attraktiv ist, zeigten Elke Koch und Doris Schultz. Die beiden befreundeten Seniorinnen waren zum ersten Mal bei den Burgfestspielen. »Uns hat das Stück interessiert und wir wollten mal die Burgfestspiele erleben«, sagten sie. »Es ist eine wundervolle Anlage hier, wir kommen im Sommer wieder, dann zu ›My fair Lady‹«. Von Christiane Kauer