Zum Hessentag 2020 will Bad Vilbel nicht nur mit einer neuen Stadthalle am dann sanierten Kurhaus glänzen, auch in der Frankfurter Straße soll sich einiges tun – wenn auch nur in einzelnen Bereichen. Ein Architektenbüro beschäftigt sich gerade damit, der Straße mehr Atmosphäre zu verleihen. Das soll dann auch über das große Fest hinaus wirken.
Bad Vilbel. Blickt man einmal nach Bad Nauheim, weiß man, wofür sich die Mühe gelohnt hat. Drei Jahre lang mussten die Kurstädter auf eine voll funktionsfähige Fußgängerzone warten. Doch nun erstrahlt sie in neuem Glanz und überrascht sogar auswärtige Gäste.
Ganz das wird in Bad Vilbel durch das Projekt mit dem sperrigen Namen „Freiraumentwicklungskonzept“ nicht zu erwarten sein. Denn die Autos wird Erster Stadtrat Sebastian Wysocki (CDU) nicht aus der Frankfurter Straße herausbekommen können, ist er sich sicher. Auch wenn nicht nur die SPD, sondern sogar der Koalitionspartner FDP eine Pollerlösung für Anwohner und Anlieferer durchaus für machbar hält. „Es sind so viele Berechtigte, außerdem wäre das Parkhaus Niddaplatz dann völlig umsonst gebaut worden“, entgegnet Wysocki. Und die Anwohner auf dem Niederberg hätten dafür umso mehr Verkehr, wenn der nicht mehr durch die Einkaufszone fahren könnte.
Trotzdem soll die Pulsader der Innenstadt zwischen Biwer-Kreisel und Marktplatz ein neues Gesicht erhalten. „Es geht darum, dem öffentlichen Raum eine Atmosphäre zu verleihen“, sagt Wysocki. Das soll durch neue Sitzgelegenheiten, Bepflanzungen, mehr Fahrradplätze und Illumination erzeugt werden. Damit beauftragt wurde das Frankfurter Architektenbüro Albert Speer und Partner. Das hat zum Beispiel die neue Innenstadtgestaltung in Fulda entworfen.
Der wesentliche Aspekt des Konzepts, das laut Wysocki für „weniger als 50 000 Euro netto“ erstellt wird, liegt auf der Nachhaltigkeit. Denn es ist nicht gedacht, nur zum Hessentag zu erstrahlen und dann wieder im Dornröschenschlaf zu versinken.
Ein echter Blickfang
Deswegen werden manche Schritte auch erst nach 2020 verwirklicht. „Die Illumination historischer Gebäude, Brücken und auch explizit von schönen Privathäusern gehört zu den ersten Schritten“, erläutert Wysocki. Doch erst muss die LED-Beleuchtung in der Innenstadt stehen. Denn erst dann könne man die historische Beleuchtung genau anpassen. „Das wird ein echter Blickfang“, freut sich Wysocki.
Auch sollen die Kreuzungsbereich zu den vielen Stichstraßen zur Nidda mit einem neuen und ansprechendem Belag versehen werden. Dort, wo dies geschieht, werde auch an die Barrierefreiheit gedacht. Ob taktile Leitstreifen dabei unbedingt in weiß ausfallen müssen, will Wysocki noch klären. Die Stichstraßen sollen so enger mit dem Kurpark und dem Rad- und Fußweg auf der Südseite der Nidda verzahnt werden.
Beim Mobiliar der Straßen und bei Pflanzen hingegen übt sich die Stadt noch in Zurückhaltung. Erst einmal wird entrümpelt. Die kaum benutzte Telefonzelle am Grünen Weg etwa wird entfernt. Gerade an diesem Bereich ist auszumachen, dass die Stadt bei aller Enge und verschiedenen Besitzverhältnissen durchaus Möglichkeiten zur Gestaltung hat.
Wenn der Hessentag gelaufen ist, könnte hier nämlich eine Wohlfühlecke entstehen – trotz des Autoverkehrs. Der dortige Baum kann zum Beispiel von neuen Bänken umfasst werden. Nach 2020, weil zum Hessentag dort eine Bühne oder ein Hessentags-Stand aufgebaut werden könnte.
Auch ist die Kreuzung Frankfurter Straße/Grüner Weg ein Musterbeispiel. Selbst viele Vilbeler wissen nicht, was sie genau an der Ecke stört, auch Wysocki gehörte lange Zeit dazu. Bis ihn das Bauamt aufklärte. Als die Frankfurter Straße das letzte Mal neu gepflastert wurde, hat man hier eine Versuchsecke eingerichtet. Fünf verschiedene Straßenbeläge wurden dort kurz hintereinander verlegt. Als man sich für den jetzigen entschieden hat, wurden die Testreihen aber nicht wieder entfernt. Deswegen wirkt hier alles unfertig. Dabei wird gerade in dieser Ecke vieles neu gemacht, wie gleich drei Baustellen in unmittelbarer Nähe beweisen.
Bürger werden beteiligt
Wysocki macht aber klar, dass beim neuen Design nicht über die Köpfe der Bürger hinweg entschieden werden soll. „Wir rechnen damit, dass wir das neue Konzept Ende April/Anfang Mai vorstellen können.“ Das soll öffentlich geschehen, so dass Bürger Anregungen und Meinungen dazu abgeben können.
Auch eine Forderung der FDP steht im Raum. Am Beispiel Tauberbischofsheim könne man sehen, wie schön sich das Thema Wasser in eine Innenstadt einfügen kann, meint dazu der Parteivorsitzende Thomas Reimann. Und Bad Vilbel habe dabei einen noch viel engeren Bezug zum Wasser.
Doch auch hier muss Wysocki Bedenken anmelden. „Wenn wir das gefahrlos tun können, dann vielleicht. Doch unser Platz ist sehr eingeschränkt“, denn Teile des Gehwegs gehört zu den jeweils dort stehenden Häusern und ist nicht im Besitz der Stadt. Doch ist er trotzdem sicher, dass die Menschen sich nach den erfolgten Umbauten nicht nur in der Innenstadt wohler fühlen. Sie blieben länger und stärkten somit auch den Einzelhandel im Zentrum der Stadt. Das sei schon jetzt sehr gut in der Neuen Mitte zu beobachten.
Dass dies alles mit Kosten verbunden sein wird, ist klar. Über die Höhe kann der Erste Stadtrat noch keine Angaben machen. Doch das letzte Wort habe hier ohnehin das Stadtparlament. Das müsse die entsprechenden Positionen in den nächsten Doppelhaushalt einfließen lassen.