Sie sind abgehärtet, schwimmen jeden Tag im Freibad ihre Runden, besitzen eine Dauerkarte. Rentner zumeist, aber auch Jüngere.
Bad Vilbel. Da ist die Stewardess Petra Bernhardt aus Harheim. Seit zehn Jahren kommt sie regelmäßig hierher, springt in den Morgenstunden ins mehr oder weniger kühle Nass, obs regnet oder die Sonne nur so vom Himmel strahlt. Drei bis vier Mal die Woche nimmt sie sich die Zeit – wenn sie nicht gerade in ihrem Job in der ganzen Welt herum fliegt. Von Mexiko City bis Hongkong allerdings kennt sie eigentlich nur die Hotel-Schwimmbäder. Jetzt ist das Töchterchen in der Kita gut aufgehoben. Sie schwingt sich aufs Fahrrad, radelt die Nidda entlang bis Vilbel. „Das ist einfach herrlich“, sagt sie und stürzt sich wieder in die Fluten. Bis zu 2000 Meter sollen es schon werden. „Schwimmen ist der schönste Sport. Besser als Joggen“.
Und dann noch eine Premiere. Der Fotograf bittet sie doch mal einen Kopfsprung vom Ein-Meter-Brett zu wagen. „Es ist Jahre her, dass ich mal den Köpper gemacht habe“, sagt sie. Sie ist kein Spielverderber, und es ist Schwimmeister Oelschläger, der sie anfeuert. Immer hielt sie für seinen Geschmack die Beine nicht gerade ge-nug beim Eintauchen in die 23,5 Grad warmen blauen Fluten. Und beim dritten Mal war der Kopfsprung perfekt. Danke Frau Bernhardt.
Eine Mutter mit Kind, zwei Jungen und die Harheimerin natürlich, mehr war am Dienstagvormittag zunächst mal nicht an Besuchern auszumachen. Erst so gegen zehn Uhr kommen noch ein paar Leute. Der Walter Heil darf natürlich nicht fehlen und auch nicht die Lilly Grunwald. Beim Gespräch mit der politisch engagierten und stadtbekannten Karbenerin stellt sich heraus, dass sie wohl die treueste Besucherin des Bad Vilbeler Freibades überhaupt ist. Schon als Vierjährige, im Jahr 1939 sei sie mit der Mutter im Bad Vilbeler Freibad gewesen und 1948, nach der Freigabe der Badeanstalt durch die amerikanischen Besetzer habe sie hier Schwimmen gelernt und seitdem, das wären also fast 70 Jahre, käme sie jeden Tag vormittags und schwimmt mindestens 1000 Meter.
Schoko für Bademeister
Ehemann Wolfgang, als Kommunalpolitiker in Karben nicht minder stadtbekannt, lässt es langsamer angehen. „20 Minuten reichen mir, aber das Schwimmen tut mir immer wieder gut“, sagt er und paddelt weiter. Bei schlechtem Wetter lässt er seine Frau schwimmen und geht lieber ins Netzwerk.
Schwimmmeister Oelschläger ist das Ehepaar aus der Nachbarstadt bestens bekannt. Zu Beginn der Badesaison wird er von den Grunwalds regelmäßig mit einer Tafel Schokolade beglückt. 200 bis 300 Besucher werden es nach seinen Angaben immer, wenn das Wetter halbwegs gut ist. Aber die Schwankungen seien extrem. „Wenn ein- oder zwei Tage extrem heißes Wetter herrscht und die Wetterprognosen anhaltend Sonnenschein versprechen, „dann kommen sie alle auf einmal“.
Langweilig wird dem altgedienten Schwimmeister übrigens nicht. Wenn nicht viel los ist, gehen er oder Assistentin Shirin Mahomadekan ins Hallenbad. Dort wurde dieser Tages das Wasser im großen Becken abgelassen. Eine Fachfirma erneuert die Silikonfugen. Es muss viel geputzt werden. Die nächste Saison wird gut vorbereitet. Von Abriss sei aktuell nicht die Rede.