In der Parlamentssitzung ist die Entscheidung über den Umbau des Kurhauses und den Bau einer neuen Stadthalle sowie eines Hotels auf dem Areal gefallen. Die Sitzung fand erst nach Redaktionsschluss statt. Die Entscheidungen dürften aber im großen und ganzen so getroffen worden sein, wie sie sich in den Ausschüssen sich abzeichneten, wo weitgehende Einigkeit unter den Fraktionen herrschte.
Bad Vilbel. Selbst den oppositionellen Mitgliedern zweier Ausschüsse blieb in ihrer gemeinsamen Sitzung zur Zukunft des Kurhauses nicht viel anderes übrig, als den Chefplaner des Kurhausumbaus, Klaus Minkel, zu loben. Die Ausschüsse stimmen den vorgelegten Plänen mit großer Mehrheit zu, zumal ja auch schon Betreiber für die neue Stadthalle und das geplante Hotel gefunden wurden.
Von einem „fast historischen Tag“ sprach der Bad Vilbeler CDU-Parlamentarier Karl Peter Schäfer nach der gemeinsamen Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses sowie des Planungs-, Bau- und Umweltausschusses. Denn dort hatten die Politiker die Weichen für das 25-Millionen-Euro-Projekt gestellt, das das Herz der Stadt von Grund auf verändern wird.
Umfassendes Paket
Dass es mit den Planungen zum Umbau des Kurhauses mit Erweiterung um eine Stadthalle nicht nur sehr schnell ging, sondern dass Stadtrat und Stadtwerke-Chef Klaus Minkel (CDU) dabei auch schon außergewöhnliche Lösungen präsentieren konnte, brachte ihm Lob von allen Seiten ein. Denn Minkel hatte den Abgeordneten ein umfassendes Paket vorgelegt, wie man es bei derartigen Projekten nur selten finden dürfte.
Und war in der Sitzung auch schnell klar, dass das Architektenbüro Vielmo aus Stuttgart seinen Entwurf verwirklichen darf. Der favorisierte Entwurf sieht als Kunstgriff eine gläserne Orangerie vor, die große Teile des Kurparks auf der Niddaseite in ein Glanzlicht rückt. Vielmo darf sogar diegroße Lösung umsetzen. Die neue Stadthalle wird somit einen Saal mit über 1000 Sitzplätzen in Reihenbestuhlung erhalten.
Betreiber gefunden
Denn Minkel war ebenfalls ein Kunstgriff gelungen. So spricht das Unternehmen Spaces aus Offenbach, spezialisiert auf Hallenmanagement, bei dieser Lösung nicht nur von viel besseren Marktchancen, sondern bietet auch gleich den kompletten Be- und Vertrieb der Halle mit vollständiger Vermarktung und Vermietung an.
Gemeinsam mit dem Veranstaltungsspezialisten Satis & Fy aus Karben soll sogar eine moderne Ausstattung für Veranstaltungen installiert werden. Dafür zahlt das Unternehmen eine Kaltmiete von 336 000 Euro pro Jahr an die Stadt. „Damit ist die Abschreibung ohne finanziellen Aufwand für die Stadt zu bestreiten“, schilderte Minkel. Da auch die 25 Millionen Euro für den Bau selbst aus dem Stadtsäckel bestritten werden könne, fielen keine Kreditzinsen an.
Spaces will vorrangig unter der Woche kulturelle Veranstaltungen und Kongresse für das neue Haus gewinnen, Vereine und städtische Veranstaltungen könnten vor allem am Wochenende stattfinden. Die kleineren Nebenräume stehen Vereinen auch unter der Woche zur Verfügung. Und das kostenlos.
Auch für das Hotel in unmittelbarer Nachbarschaft gibt es zwei seriöse Anbieter. Die Firma Oxalis war allerdings sehr spät eingestiegen. Deswegen folgte der Ausschuss mehrheitlich (noch haben sich die SPD und die Grünen enthalten, um weiter die Fakten zu sondieren) Minkels Vorschlag, dem Angebot der Familie Schildge und deren Unternehmen E+P GmbH & Co. KG mit Sitz in Rüsselsheim.
Die Firma war bereits für den Bau eines neuen Hotels im Vorfeld des Rüsselsheimer Hessentages zuständig, nun liegt ihr eine Absichtserklärung der Dorint-Kette vor, das geplante Bad Vilbeler Hotel betreiben zu wollen. Als zusätzliches Bonbon macht das Unternehmen das Angebot, 100 der geplanten 400 Tiefgaragen-Stellplätze unterhalb des Areals auf eigene Kosten zu bauen. „Das wird die Stadtwerke als Bauherrn entlasten“, sagte Minkel.
Grünen-Anträge
Zum Hotelbau gab es dann aber doch noch einige Bedenken der Opposition. So sprach Christian Kühl (SPD) die Befürchtung aus, dass für das Projekt zu viele Bäume fallen müssten. Clemens Breest (Grüne) führte aus, dass ja bereits ein Betreiber für die Stadthalle gefunden sei. „Brauchen wir das Hotel dann noch?“, fragte er. Tobias Utter (CDU) antwortete mit einem klaren Ja. Nur in der Kombination mit einem Hotel sei die Stadthalle sinnvoll etwa für Kongresse verwendbar, sagte er. Das an der Kasseler Straße gelegene Haus diene außerdem als Lärmschutzriegel, da an dieser Stelle keine Lärmschutzwand im Zuge des Bahnausbaus entstehen werde.
Auf Einmütigkeit stieß ein Antrag der Grünen, dass das Parlament regelmäßig über die Kosten und die Wirtschaftlichkeit des Kurhausprojektes informiert werden soll, und dass der Behindertenbeauftragte der Stadt, Hans-Joachim Prassel, frühzeitig in die Planungen einbezogen wird, um auf mögliche Mängel bei der Barrierefreiheit hinzuweisen.
Diskussionsbedarf wird es allerdings noch zu zwei anderen Vorschlägen der Grünen geben. Zum einen forderten sie die politische Willenserklärung, dass das Gebäude durch Photovoltaik klimaneutral errichtet wird. Dem stimmte aber nur die SPD zu, die anderen Fraktionen lehnten den Vorschlag unter anderem aus Kostengründen ab. Zum anderen forderten die Grünen 50 zusätzliche Fahrradständer. Hier erreichen sie große Zustimmung, scheitern aber mit dem zweiten Teil des Antrags. Denn ein Anwohnerparken soll es rund um den neuen Komplex nicht geben.