Über das aufwendige Geschäft mit Kartoffelanbau und Vermarktung informierte sich die Massenheimer SPD bei einem Besuch des Laupus-Hofes. Juniorchef Steffen Laupus bot den zahlreichen Besuchern sehr differenzierte Einblicke, zeigte, dass Landwirte heute extrem flexible Manager sein müssen, die bürokratische Auflagen, Kundenwünsche und die Launen der Natur in Einklang zu bringen haben.
Bad Vilbel. „So eine Resonanz hatten wir noch nie“, staunt der Massenheimer SPD-Vorsitzende Klaus Arabin, als mehr als zwei Dutzend Besucher vor dem Massenheimer Laupus-Hof warten. „Hinter die Kulissen schauen“ lautet das Motto der Vor-Ort-Reihe – und damit wird nicht zu viel versprochen. „In einer der fruchtbarsten Gegenden muss Landwirtschaft weiterhin möglich sein“, betont Arabin zur Begrüßung. 240 Jahre gibt es bereits den Laupus-Hof in Massenheim, derzeit vollzieht sich der Wechsel von Senior Rudolf Laupus zu Steffen Laupus, der seit 2012 den Betrieb verwaltet.
Und der Betrieb wächst beständig. So sehr, dass unter anderem wegen des zunehmenden Verkehrs mit Lastwagen über ein Verkehrskonzept für den Stadtteil nachgedacht wird.
Früh spezialisiert
160 Hektar Ackerland hat der Hof, davon 50 Hektar Kartoffeln. Auf dieses Geschäft hat sich der Hof seit Mitte der 1990er-Jahre konzentriert. Jährlich wird die immense Menge von rund 2500 Tonnen Kartoffeln geerntet und auch selbst vermarktet. Steffen Laupus weist auf den starken Wandel in der Landwirtschaft hin. Habe es Ende der 1990er-Jahre noch fünf landwirtschaftliche Haupterwerbsbetriebe in Bad Vilbel und acht in Massenheim gegeben, so seien es heute nur noch zwei Betriebe, in Massenheim, plus eines Nebenerwerbsbetriebs. Nur vom Acker bestellen allein kann heute kein Landwirt mehr leben. Um den Wandel zu bestehen, hat Familie Laupus eine Wertschöpfungskette aufgebaut. Das fängt bei der Spezialisierung auf die Kartoffel an. „Viele Landwirte haben sich auf die Zuckerrübe verlassen und wurden verlassen“, erinnert sich Laupus. „Wir wollten möglichst unabhängig von Agrarsubventionen wirtschaften, deshalb haben wir uns stark auf den Kartoffelanbau konzentriert, derzeit 53 Sorten. Hier gab es keine Subventionen, damit hatten wir unsere Chance auf freie Marktwirtschaft – auch wenn Kartoffelanbau sehr arbeitsintensiv ist“, erklärt Laupus. Die Löß-Lehm-Böden im Frankfurter Norden eignen sich gut für den Kartoffelanbau. Da es hier aber kaum verarbeitende Betriebe gibt, hat sich Laupus ganz auf Speisekartoffeln konzentriert. Die liefert der Laupus-Hof auch an Discounter.
Doch auf dem Laupus-Hof wird nicht nur geerntet, sondern auch vermarktet. Es gibt einen Hofladen, nebenbei auch fünf Gästezimmer. Und einen Handelsbetrieb, „Kartoffel-Schwab“, zur Vermarktung der selbst angebauten Kartoffeln. Das alte Frankfurter Geschäft wurde Ende 2012 von Familie Laupus übernommen.
Zwei Handelswege
Auf diese Weise werden die Massenheimer Kartoffeln auf zwei Handelswegen vermarktet. Nur ein kleiner Teil im Hofladen und auf dem Massenheimer Wochenmarkt, das Gros geht an das Frankfurter Frischezentrum, Großhändler, Gaststätten im Rhein-Main-Gebiet, die Handelsketten Globus, Fegro und Rewe. Seit diesem Winter beliefert Laupus auch alle Edeka-Märkte in Südhessen. Und die Massenheimer sind, neben einem Unternehmen in Lich, hessenweit einziger Kartoffelabpack-Betrieb.
Eindrucksvoll bei der Führung sind die riesigen Lagerhallen mit bis zu dreieinhalb Meter hohen Kammern. Dabei kommt dort nicht einmal die gesamte Ernte an, denn 10 bis 20 Prozent der Kartoffeln werden aussortiert, unter anderem, weil sie nicht 35 bis 65 Millimeter groß sind. Die Mitarbeiter haben pro Tag 20 000 Kilogramm zu bearbeiten. Von Juli bis September wird ein Drittel des Ertrags noch während der Ernte verkauft, der Rest geht ab August ins Lager. 1200 Tonnen in das große Lager, 700 Tonnen werden in kleineren Kisten gelagert. Die Kartoffeln werden bei fünf Grad gelagert. Wird es wärmer, führt die Lüftung, vom Computer gesteuert, kühle Luft zu. Doch einen Großteil seiner Zeit muss Laupus für die Einhaltung unterschiedlichster Auflagen verwenden. Als zertifizierter Betrieb nach dem International Food Standard wird der Hof engmaschig kontrolliert: