Holland, stimmt, korrekt: die Niederlande, ist mein bevorzugtes Urlaubsziel; ich mag das Land und die Menschen, nur im Fußball sind meine Sympathien…., aber das ist eine andere Geschichte.
In niederländischen Roermond ist ein alter Friedhof mit einer seltsamen zeichenhaften Grabstätte: Im 18. Jahrhundert hat hier ein Ehepaar seine letzte Ruhe gefunden, das durch seine Liebe hohe Grenzen überwand: Sie war katholisch, adelig und eine Deutsche. Er, ein einfacher Mann aus Amsterdam, selbstverständlich „streng“ protestantisch-reformiert. Für die damalige kleinbürgerliche Kultur war das unbeschreiblich, ein Skandal, „man tat das nicht“. Und das Paar überwand Standes-, Konfessions- und Landesgrenzen, wahrscheinlich manchmal ein Spießrutenlaufen.
Und noch unmöglicher: „Solche Leute“ gemeinsam zu beerdigen. Der katholische und der evangelische Friedhof waren natürlich durch eine Mauer getrennt. – Da aber fanden die Kinder des ungleichen Paares, die durch die Lebens- und Liebesschule ihrer Eltern gegangen waren, eine denkwürdige Lösung: Vater und Mutter wurden Kopf an Kopf auf beiden Mauerseiten beerdigt, er auf dem evangelischen, sie auf dem katholischen Teil. Und ihre Grabsteine wurden so hoch gestaltet, dass sie die Mauer überragten. Aus jedem Grabstein streckt sich eine Hand, zwei steinerne Hände, die sich über der Mauer festhalten. Die Grabstätte gibt es noch.
Paulus schreibt im ersten Korintherbrief, Kapitel 13, Vers 1: „Und wenn ich mit Menschen- und Engelszungen redete, und hätte die Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle.“
Ein Missklang also ist mein Leben ohne Liebe. Dissonanzen, Mauern, Grenzen haben wir viele, in unserer Stadt, zwischen Parteien und Gruppen, Religionen…
Liebe kann Mauern überwinden, gesellschaftliche, kulturelle, religiöse Grenzen. Wo ist Ihre Mauer, lieber Leser? Und: Wollen Sie zur Überwindung bis zum Friedhof warten? Aber das ist dann wieder eine andere Geschichte…
Eine gute Zeit wünscht Ihnen
Ihr Pfarrer Werner Krieg
Evangelische Kirchengemeinde
Massenheim