Bad Vilbel. Da Schuldner in der Wetterau bei Beratungsstellen lange Wartezeiten in Kauf nehmen mussten, wurde im Jahre 2004 durch den Bankkaufmann Michael Ehmann und den Gerichtsvollzieher Rainer Fich die Idee geboren, eine kostenlose Schuldnerberatung auf ehrenamtlicher Basis in Bad Vilbel anzubieten. Sechs weitere Personen fanden sich damals bereit, hier beratend mitzuarbeiten.
Doch im Jahr 2009 standen durch Fluktuation zu wenige Berater zur Verfügung, so dass das Projekt zu scheitern drohte. Durch einen Aufruf konnten jedoch vorwiegend Rentner mit fundiertem kaufmännischem Hintergrund gewonnen werden, die in einem Seminar mit der Materie vertraut gemacht wurden.
Das Haus der Begegnung am Marktplatz 2 war mittlerweile eingeweiht worden, und dort stand ein gut ausgestattetes Beratungsbüro an zentraler Stelle zur Verfügung, das stundenweise genutzt werden konnte. Durch Vermittlung von Ehrenbürgermeister Günther Biwer konnten hier ab Dezember 2010 die AWO-Sprechstunden angeboten werden. Aus der ganzen Wetterau kamen Schuldner nach Bad Vilbel. Bei vielen Fällen wurden Schuldner auch zu Banken und zum Jobcenter begleitet und beim Schriftverkehr unterstützt.
Beratung in Karben
Nach Kontaktaufnahme mit Bürgermeister Guido Rahn aus Karben wurde 2014 die Sprechstunden in Karben angeboten. Derzeit ist in die Ramonvillestraße 1 jeden ersten und dritten Montag im Monat von 14 bis 15 Uhr die AWO Schuldnerberatung erreichbar.
Trotz einer gewissen Fluktuation in den vielen Jahren gelang es dem Leitungsteam unter Ursula Bergmann und Jacques Indemans immer wieder, die Zahl der Berater konstant zu halten. Jeden Mittwoch von 13 bis 14 Uhr stehen Schuldnern ganzjährig zwei Berater in Bad Vilbel im Haus der Begegnung, Am Marktplatz 1, zur Verfügung.
Der Bund stellte im Jahr 2016 den Ländern Geld zur Verfügung, damit die Schuldnerberatungen besser ausgestattet werden und lange Wartezeiten entfallen sollen. Nach langen Verhandlungen und persönlicher Vorsprache beim Regierungspräsidenten in Darmstadt konnten die amtlichen Stellen von der Qualität der ehrenamtlichen Arbeit der AWO-Schuldnerberatung überzeugt werden.
Mit Einstellung von Stefan Fink, einem jungen, sozial engagierten Rechtsanwalt aus Bad Vilbel, wurde ein fähiger Juristen gewonnen, der Zuteilung als »anerkannte« Schuldnerberatung stand nichts mehr im Wege. Die Anerkennung bedeutet, dass künftig die außergerichtlichen Einigungsversuche mit den Gläubigern vom Schuldnerberatungsteam selbst übernommen werden. Dafür war die Anmietung eines eigenen Büros und dessen Einrichtung nötig.
Bei der Stadt Bad Vilbel, speziell bei Bürgermeister Thomas Stöhr, fand das Leitungsteam ein offenes Ohr und bekam sofort ein Büro in der Friedberger Straße 84 angeboten. Im April 2017 wurde der Betrieb in dem neuen Büro aufgenommen. Zurzeit sind acht Berater und ein Rechtsanwalt im Einsatz.
Nach wie vor werden die offenen Sprechstunden als erste Anlaufstelle gut angenommen. Resultierten noch vor Jahren viele Schulden aus Arbeitslosigkeit oder persönlichen Schicksalsschlägen, ist nun der Anteil an Konsumschulden auffällig hoch. Die Berater müssen viel Geduld und Einfühlungsvermögen aufbringen. Doch wenn ein Fall, und sei es erst nach mehreren Monaten oder Jahren, erfolgreich abgewickelt werden kann, ist es ein gutes Gefühl, dass geholfen werden konnte.
Verstärkung gesucht
Zur Verstärkung des Teams würde sich das Leitungsteam über Freiwillige, die tagsüber ihr kaufmännisches Wissen für diese anspruchsvolle Arbeit einsetzen wollen, sehr freuen. (zlp)
Für eine Kontaktaufnahme hat die Schuldnerberatung ein Anrufbeantworter unter (0176) 51007904 geschaltet, Anfragen können auch per E-Mail an info@schuldnerberatung-badvilbel.de gerichtet werden. Die Beratungen sind kostenfrei und vertraulich.