Bad Vilbel. Vor allem für verbindliche Regelungen zum Beschäftigungsschutz, zur Altersteilzeit und zum Renteneintrittsalter, letztlich auch um die Gesundheitsreform, die den Versicherten immer höhere Sonderzahlungen abverlangt, und um „Löhne, von denen man leben kann, ohne zusätzlich Stütze zu beziehen“, wollte der Betriebsratsvorsitzende von Coca-Cola in Liederbach, Erkan Imdat, auf die Straße gehen. Deutlich konkreter ist bei den direkt betroffenen Kronia-Mitarbeitern der Aufschrei gegen die Schließung ihres Betriebes mit der drohenden Folge von Hartz IV ab Dezember.
„Ich bin Vater von zehn Kindern und weiß nicht, wie es dann weiter gehen soll“, sagt einer von ihnen, der sich im Kampf gegen den Sozialabbau als „Lobbyist für die Familie“ sieht. Er kann sich der Unterstützung von Georg Mattern sicher sein, der während seiner 52-jährigen Tätigkeit bei Hassia lange Zeit Betriebsratsvorsitzender war und dem Gremium bis heute angehört.
„Die Kronia-Leute haben viel zu lange still gehalten aus Angst, arbeitslos zu werden“, sagt Hinzer. Die Drohung mit Hartz IV sei ihnen gegenüber jahrelang als Mittel benutzt worden, um sie mundtot zu machen. „Es ist heute das erste Mal, dass diese Menschen in ihrer dramatischen Situation auf die Straße gehen.“
Kronia-Betriebsratsvorsitzender Istvan Horvat, Ciloglu Sacic und ihre Kollegen fühlen sich allein gelassen. „Zu Weihnachten droht ihnen die Arbeitslosigkeit. Wir hätten ein Signal erwartet, aber keine politische Fraktion des Vilbeler Stadtparlaments hat dieses Thema bisher aufgegriffen“, wundert sich Gewerkschaftssekretär Hinzer.
Er bedauert heute, dass er mit den ehemaligen Kronia-Mitarbeitern nicht schon nach den entscheidenden Betriebsversammlungen im August auf die Straße gegangen ist, um auf deren Lage aufmerksam zu machen. Das will er nun nachholen: „Wir überlegen, für den 28. November zu einer Kundgebung am Alten Rathaus einzuladen.“ (bep)