Von doppeltem Ärger berichten Heilsberger Eltern. Sie müssen zum einen seit diesem Jahr 270 Euro für die Busfahrten ihrer Schulkinder zahlen. Zum anderen seien in Einzelfällen Schüler an Heilsberger Haltestellen von Fahrern des Vilbus einfach stehen gelassen oder zum Kauf von zusätzlichen Fahrkarten aufgefordert worden. Der Vilbus, so die Stadtwerke, sei nur Ersatzbus – und somit nur ein kulantes Angebot.
Bad Vilbel. An diesem Morgen läuft alles reibungslos. Ein Dutzend Schüler warten um 7.24 Uhr an der Haltestelle Paul-Gerhardt-Straße auf dem Heilsberg auf den Vilbus der Linie 60. Damit schaffen sie es gerade so, pünktlich um 7.45 Uhr zum Schulbeginn am Georg-Büchner-Gymnasium (GBG) zu sein. „Das ist der Vorführeffekt“, meint Cornelia Dreiling. Denn sie habe von ihrer 16-jährigen Tochter Nadine ganz andere Geschichten gehört.
An der Friedensstraße habe der Busfahrer einen wartenden Schüler stehen gelassen. An der Paul-Gerhardt-Straße seien Schüler nicht hereingelassen worden, „doch als ein Mann im Anzug erschien hat er die Bustür aufgemacht“, ergänzt ihr Mann Jörg Dreiling. „Solche Situationen werden mir von Nachbarn, Freunden und Bekannten ständig berichtet.“
Direkt nach dem 60er-Vilbus fährt ein extra eingesetzter Schulbus der Stadtwerke, ein Gelenkwagen sichtlich älteren Datums. Der sei aber für ihre Tochter keine Alternative, meint Cornelia Dreiling. Denn er fahre zuvor die Dortelweiler Schüler zum Schulzentrum, die dort viel zu früh ankämen – und hole dann die Heilsberger. Der 60er Bus kommt so zeitig an, dass es Nadine Dreiling mit dem Schulweg von der Haltestelle in der Frankfurter Straße und dem anschließenden Fußweg gerade noch zum Schulbeginn um 7.45 Uhr ins GBG schafft. Doch mit dem später fahrenden Schulbus sei das nicht zu schaffen. Nadine habe deswegen schon am Beginn des Schuljahres zwei Einträge wegen Zuspätkommens erhalten.
Im Winter noch voller
Die Situation werde sich im Winter zuspitzen, wenn mehr Schüler fahren und die Fahrtzeiten sich verlängern, befürchtet Cornelia Dreiling. Auch künftig sei keine Entlastung zu erwarten. Im Neubaugebiet Taunusblick gebe es viele junge Familien, zudem solle die Vilbus-Strecke auch verlegt werden, um das Gebiet einzubinden. „Mein Appell wäre den Schulbus etwas zeitiger fahren zu lassen, damit auch GBG-Kinder diesen nutzen können“, wünscht sich Jörg Dreiling. „Wie jedes Jahr werden mit Beginn der Herbst- und Wintermonate die Probleme mit dem Schülertransport ansteigen, da viele Schüler und Berufspendler vom Fahrrad auf den Bus umsteigen.“
Die Vilbus-Fahrer wollten, dass Schüler den anschließenden Schulbus nutzen, bestätigt ein Schüler, der ungenannt bleiben will. Lisa (13) bestätigt, es gebe seit Beginn dieses Schuljahres Probleme, dass Schüler abgewiesen würden. Auch komme der Schulzubringer nicht immer zur selben Zeit und die Schüler deshalb zu spät zum Unterricht.
Schulbeginn ändern
Die Situation mit den Busfahrtzeiten sei nicht neu, räumt Cornelia Dreiling ein. Sie sieht auch ein, dass wohl das Geld für einen zweiten Schulbus nicht verfügbar ist und wünscht sich, dass wenigstens abwechselnd mal die Dortelweiler und die Heilsberger die erste Busschleife fahren dürfen, oder dass man am GBG den Unterrichtsbeginn einfach auf 8 Uhr verlegt.
Was die Eltern aber empört, dass sie für die unbefriedigende Situation jetzt auch noch zur Kasse gebeten werden.
Weil der Kreis Schülern die weniger als drei Kilometer von der Schule entfernt wohnen, die Bustickets verweigert, müssen die Dreilings jetzt 270 Euro jährlich für die Fahrkarten ihrer Tochter zahlen. „Wir wohnen in der Brandenburger Straße, das sind genau 2,9 Kilometer“. Einspruch einlegen wollen sie trotzdem nicht, um sich die „Bearbeitungsgebühr“ von 150 Euro zu ersparen, die die VGO als zuständiger Beförderungsträger des Kreises fordert.
„Der Vilbus ist seinerzeit als Einkaufsbus und S-Bahn-Zubringer konzipiert worden“, erklärt Stadtwerkeleiter Klaus Minkel. „Als Schulbus ist er wegen seiner Größe und wegen der absoluten Unzuständigkeit der Stadt ungeeignet“, erläutert er. „Zuständig für den Schulbusverkehr ist der Kreis als Schulträger, der hierfür von der Stadt Bad Vilbel millionenschwere Zahlungen durch Kreis- und Schulumlage erhält.“ Der Kreis lehne aber unter Hinweis auf die S-Bahn in Dortelweil seit jeher einen Schulbus ab, und dies zum Nachteil der Schülerinnen und Schüler, ärgert sich Stadtrat Klaus Minkel.